„Sofort alle raus!“ brüllte der Feuerwehrhauptmann und im nächsten Augenblick rannten er und seine Leute nach draußen. Die Männer waren kaum im Freien angekommen, als der Boden des Hauses, in dem sie eben noch standen, mit großem Getöse in die Tiefe krachte.

Der Mann wusste später nicht mehr, warum er diese Entscheidung getroffen hatte. Er konnte sich nicht erinnern, warum er den Befehl gegeben hatte, das Haus zu verlassen“, berichtete der amerikanische Psychologe und Experte für Entscheidungstheorie Gary Klein. „Er meinte ernsthaft, es sei sein siebter Sinn gewesen.“

 

Das Unbewusste – ein Informationspuzzle

Was der Feuerwehrhauptmann seinen siebten Sinn nannte, war sein Unbewusstes. Durch dessen Hilfe war er in wenigen Bruchteilen einer Sekunde in der Lage, zig Informationspuzzleteile zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Ein Ganzes, das ihm half, die einzig richtige Entscheidung zu fällen. Die Entscheidung, die sein eigenes und das Leben seiner Leute gerettet hat.

Interessanterweise sind es gerade Menschen, denen wir zunächst einen eher geringen Hang zu Bauchentscheidungen zuerkennen würden, die öfter als andere intuitiv entscheiden. Erfolgreiche Schachspieler etwa haben in jahrelangem Training vor allem eine Sache zur Meisterschaft gebracht: die Fähigkeit zur richtigen Intuition. Auch wenn manche ganze Partien aus dem Gedächtnis nachspielen können, ist die (wie gesagt trainierte) Intuition doch der entscheidende Faktor angesichts der Tatsache, dass schon nach drei Zügen über neun Millionen Spielvarianten möglich sind. Und auch für viele Führungskräfte aus Wirtschaft und Gesellschaft gilt, dass sie häufig wichtige Dinge aus dem Bauch heraus entscheiden.

 

Kein Plädoyer zur Ausschaltung des Verstands

Das bisher Geschriebene ist keineswegs ein Plädoyer dafür, den Verstand vorzeitig in Rente zu schicken. Denn am Beispiel der Schachspieler wird vor allem eines deutlich. Die besten Entscheidungen erwachsen offensichtlich aus einer Kooperation von „Bauch“ und Hirn, von Intuition und Verstand. Das heißt, dass es für gute Entscheidungen sehr wohl wichtig bleibt, sich der Tatsache bewusst zu sein, dass unsere Welt sehr komplex ist und immer komplexer wird, ein Faktor, den viele nach wie vor unterschätzen. Wir sollten also weiterhin darauf achten, dass die Entscheidungsparameter stimmen, wichtige Tatsachen einbeziehen und richtig gewichten… und dann die berühmte Nacht drüber schlafen.

 

Den Stress der Entscheidung verringern

Für viele Menschen, insbesondere für Unternehmer und Führungskräfte (aber nicht nur für sie), fängt jetzt aber der Stress erst so richtig an. Alle Fakten sind bekannt und… es stehen mindestens zwei, oftmals aber auch deutlich mehr Entscheidungsoptionen offen. Doch jetzt muss entschieden werden: für die eine der 27 unterschiedlichen Marmeladen im Supermarktregal oder die Neuausrichtung der Angebotspalette der mittelständischen Firma mit Milloneninvestitionen in Menschen und Maschinen. So oder so ist für so manchen der Zwang, sich tagtäglich in unzähligen Situationen entscheiden zu müssen, der grösste Stressfaktor überhaupt.

Doch dieser Stress lässt sich deutlich reduzieren. Und wie so oft, ist der Königsweg dazu simpel und unendlich schwer zugleich. Er heisst: „einfach schneller entscheiden.“ Natürlich weiß ich, dass dies, gerade bei möglichen schwerwiegenden Folgen, alles andere als leicht ist. Doch die Folgen der Nicht-Entscheidung sind in aller Regel noch viel schwerwiegender. In Bezug auf die Lösung der anstehenden Herausforderung… als auch für die Gesundheit des Entscheiders!

 

Schneller entscheiden

Die Handlungskonsequenz aus all diesen Erkenntnissen ergibt sich von selbst. Sie lautet: frühzeitig Zeitlimits für Entscheidungen zu setzen, vor allem für die schweren. Natürlich muss genügend Zeit eingeplant werden, um die wichtigen Informationen zusammenzutragen. Schlafen Sie dann eine(!) Nacht drüber – und dann entscheiden Sie!

In der Nacht hat unser Unbewusstes die Muße, die Argumente gut zu sortieren. Ein wichtiger Grund, warum gute Ideen oft beim frühmorgendlichen Dauerlauf oder unter der Dusche geboren werden. Es hat eine eingebaute Prüffunktion, die einen automatischen Mehrfach-Check durchführt, insbesondere einen Erfahrungs-, einen Werte- und einen Gefühlscheck. Wenn bei diesen drei zentralen Parametern sozusagen das „OK-Lämpchen“ aufleuchtet, haben wir die ultimative Entscheidungshilfe gewonnen. Wer es trainiert, beim „Aufleuchten“ dieser „Lämpchen“ dann auch wirklich schnell zu entscheiden, trifft nachweislich nicht nur mehr, sondern auch bessere Entscheidungen. Und das ist wiederum ein bedeutender Faktor des persönlichen Stressmanagements von Verantwortungsträgern.

Markus Frey, Life-Coach, Köln
info(at)stressfrey.de

Wirkungsvolle Tipps, die schnelle und gute Entscheidungen fördern, finden Sie auch in meinem Buch "Den Stress im Griff". Darüber hinaus erhalten Sie viele weitere Tipps, die es Ihnen erlauben, mit neuer Souveränität Ihren Alltagsstress zu meistern.