Begriffe wie die „mentale Gesundheit“ oder „Resilienz“ haben in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Karriere hingelegt. Leider vor allem deshalb, weil eine zunehmende Zahl an Menschen starke diesbezügliche Beeinträchtigungen erleben und die Krankentage wegen fehlender Resilienz und angegriffener mentaler Gesundheit nach wie vor im Steigen begriffen sind.

Das gilt für alle sozialen Gruppen, aber eben auch für die Gruppe der ambitionierten, zielorientierten Menschen, jene, die „eine Delle ins Universum hauen“ wollen, wie es Apple-Gründer Steve Jobs einst ausgedrückt hat. Auch sie kommen immer häufiger nicht „nur“ an ihre physischen Grenzen. Insbesondere die Schwelle zur mentalen Überforderung wird immer häufiger überschritten. Viele fühlen sich „lost“ und im besseren Fall orientierungslos.

Drei Möglichkeiten, um die mentale Gesundheit zu erhalten

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, die mentale Gesundheit zu erhalten. Die erste ist die der Belastungsreduktion. Der weitaus überwiegende Anteil der vorgeschlagenen Konzepte fühlt sich dieser verpflichtet. Immer wieder geht es dabei um die Reduktion der Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit oder um die strikte Trennung von Arbeitszeit und Freizeit sowie andere Möglichkeiten, die Belastung zu reduzieren. Vieles davon findet unter dem Label von Work-Life-Balance statt.

Die zweite Möglichkeit, um die mentale Gesundheit zu erhalten, ist der Ausstieg. Auch diese Option wählen immer mehr ambitionierte Menschen, manchmal unfreiwillig, aber immer häufiger auch freiwillig. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass längst nicht alle diese Möglichkeit haben. Vor allem wirtschaftliche Zwänge stehen dem oft entgegen.

Bleibt als dritte Möglichkeit noch die Stärkung bzw. Erhöhung der Widerstandskraft, der Resilienz. Diese wird erstaunlicherweise weit seltener in den Blick genommen als die Belastungsreduktion. Doch gerade Menschen, die eine höhere Verantwortung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft tragen, kommen nicht darum herum. Es gibt nun mal immer mehr Faktoren, die den Stress verschärfen und die nicht einfach weggebeamt werden können. Im schlechteren Fall haben sie einen großen Teil ihrer Lebensenergie verloren und sie durchleiden das berühmt-berüchtigte Burnout-Syndrom.

Stärkung des Bewusstseins für eine „Fels-in-der-Brandung“-Souveränität

Und dann gibt es auch noch die anderen. Jene Gruppe von Menschen, denen scheinbar keine Krise etwas anhaben kann. Die stets souverän auftreten und diese Souveränität nicht nur vorspielen, indem sie ihre Unsicherheit kaschieren. Nein, hier geht es um Leute, die tatsächlich souverän sind und die nichts so schnell umwirft. Es mag nur eine verhältnismäßig kleine Gruppe sein, aber es gibt sie, die Leute mit einer „Fels-in-der-Brandung“-Souveränität.

Was bei diesen „Felsen in der Brandung“ mit als erstes auffällt, ist die Klarheit dieser Menschen. Doch die fällt nicht so einfach vom Himmel. Ihrer Klarheit geht etwas voraus und das ist ihr Bewusstsein. Aber welche Art von Bewusstsein? Es sind acht Kernfacetten des Bewusstseins, die ihre hohe Resilienz und Lebensenergie (==>Spitzenenergie) ausmachen. Es sind dies:

Selbst-Bewusstsein

Das Selbst-Bewusstsein wird oft mit Selbstvertrauen gleichgesetzt, umfasst aber deutlich mehr. Zu ihm gehören gehört nicht nur die Klarheit über das, was jemand kann und auch über das, was er nicht kann, sondern auch Antworten auf Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was will ich?“, „Wo will ich hin?“

Zeit-Bewusstsein

Wir alle teilen unsere Lebenserfahrungen in die Zeitkategorien der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft ein. Meistens dominiert eine der drei das Lebensgefühl, was einen großen Einfluss auf unsere Entscheidungen hat.

Gesundheits-Bewusstsein

Unser körperliche Gesundheit hängt u.a. davon ab, wie sehr wir ihm das geben, was er benötigt. Hier sind insbesondere das Bedürfnis des Körpers nach ausreichender Erholung, nach Bewegung und gesunder Ernährung zu nennen. All das, was für unsere körperliche Gesundheit relevant ist, beeinflusst allerdings auch unsere mentale Gesundheit.

Sozial-Bewusstsein

Schon vor mehr als 2000 Jahren hat Aristoteles erkannt, dass der Menschen ein „Zoon politikon“, ein Gemeinschaftswesen ist. Diese Erkenntnis ist also alles andere als neu, doch gerade in den vergangenen Jahrzehnten wurde in vielen Studien nachgewiesen, was für einen großen Einfluss die Empathie und das Aufgehobensein in einem sozialen Netz für die mentale Gesundheit bzw. die Resilienz eines Menschen hat.

Werte-Bewusstsein

Unter „Werte“ werden hier nicht (nur) Tugenden verstanden, sondern alles, was uns „etwas wert ist“, unsere Lebensprioritäten, wenn Sie so wollen. Karriere, Gesundheit, Familie, wirtschaftlicher Erfolg sind ein paar wenige Beispiele für solche Werte. Wer diese Werte geklärt hat und sie auch noch in eine Reihenfolge bringen kann, hat einen großen Baustein für seine Entscheidungskraft und Souveränität gewonnen.
==>Blogartikel: Werte, Entscheidungen und Lebensenergie (Hier klicken)

Ziel-Bewusstsein

Wer sich klare Ziele setzt, bündelt die Kraft und vermindert einen der größten Stressfaktoren signifikant oder verhindert ihn gar ganz: die Verzettelung. Allerdings nur dann, wenn die Ziele auch eng mit den Werten verbunden sind. Ist das nicht der Fall, verschärft sich das Stressrisiko sogar.

Sinn-Bewusstsein

Das Bewusstsein, dass das Leben immer, auch in größten Krisen, einen Sinn hat, verhilft „mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden“ (Viktor Frankl). Das Sinn-Bewusstsein ist damit der wohl stärkste Lieferant von Lebensenergie überhaupt.
==>Blogartikel: Wer ein Warum zu leben hat (Hier klicken)

Dankbarkeits-Bewusstsein

Ich kenne kein glücklicheres Gefühl als das der Dankbarkeit.
Thomas Mann
(1875-1955)

Sicher, die Dankbarkeit ist ein glückliches Gefühl. Der Hauptgrund warum es hier unter den neun Kernfacetten des Bewusstseins auftaucht, ist aber, dass es auch ein sehr gesundes Gefühl ist und unserer Resilienz einen enormen Schub verleiht. Das liegt insbesondere daran, dass das Empfinden von Dankbarkeit im Gehirn Regionen aktiviert, die die Produktion der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin in Gang setzen.

Verantwortungs-Bewusstsein

Männer und Frauen mit einer starken „Fels-in-der-Brandung“-Souveränität sind Menschen, die es gewohnt sind Verantwortung zu übernehmen. Sie wissen zwar, dass es auch Bedingungen gibt, für die sie nicht verantwortlich sind. Aber eben auch, dass es sehr wohl zu ihrer Verantwortung gehört, zu diesen Bedingungen eine Haltung zu entwickeln. Eine Haltung, die ihre Werte repräsentiert und die es ihnen erlaubt, auch unter schwierigsten Umständen, ihr Leben als sinnhaft zu erfahren.

Natürlich können diese acht Facetten des Bewusstseins in der Realität nie so trennscharf unterschieden werden, wie es in diesem Beitrag zum Zwecke der Verstehbarkeit geschehen ist. Sie haben stehen untereinander in vielfacher Wechselbeziehung und verstärken oder schwächen sich gegenseitig, je nachdem. Wer allerdings zu all diesen Facetten ein hohes Bewusstsein entwickelt, hat in aller Regel den Jackpot der mentalen Gesundheit, der Resilienz und der Lebensenergie geknackt.

Markus Frey