Es gibt vielleicht nur wenige Herausforderungen in Bezug auf das Stresspotential als jene, die die Teilnehmerinnen einer Gesprächsgruppe an der berühmten Stanford-University zu bewältigen hatten. Jede einzelne musste mit der Tatsache fertig werden, eine Brustkrebspatientin ohne Chance auf Heilung zu sein. Wie stark aber gute Beziehungen die Lebensqualität zu beeinflussen vermögen, zeigte eine wissenschaftliche Begleitstudie.

Stark erhöhte Lebensqualität – selbst bei unheilbar Kranken

Eine Gruppe von Patientinnen konnte sich in einer Gesprächsgruppe austauschen und Verständnis für aktuelle Probleme finden. Es gab noch eine zweite Gruppe von Patientinnen. Auch bei Ihnen war der Krebs schon so weit fortgeschritten, dass keine Heilungschance mehr bestand. Auch sie erhielten die übliche medizinische Behandlung – allerdings ohne die Möglichkeit, in einer Gruppe über ihre Schwierigkeiten im täglichen Umgang mit der Erkrankung einmal in der Woche sprechen zu können. Ein Vergleich der beiden Gruppen brachte Erstaunliches zu Tage. Die Patientinnen, die an der Gesprächsgruppe teilgenommen hatten, waren besserer Stimmung und hatten weniger Schmerzen, als diejenigen, die diese Möglichkeit nicht erhielten. Vor allem aber überlebten die Frauen aus der Gesprächsrunde im Durchschnitt mehr als doppelt so lange.

 

Gute Beziehungen erhöhen die Lebenserwartung

Mittlerweile existieren mehrere Untersuchungen aus Westeuropa und den Vereinigten Staaten mit einigen zehntausend Teilnehmern, die zeigen, wie sehr soziale Kontakte auch die Lebenserwartungen beeinflussen. Und zwar „im Schnitt mindestens so stark wie Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht oder regelmäßiger Sport“ wie der renommierte Wissenschaftsjournalist Stefan Klein schreibt.

In Bezug auf unseren Umgang mit dem Stress heißt das im Klartext, dass auch das Pflegen gesunder Beziehungen eine Stressbewältigungsmaßnahme allerersten Ranges ist. Anders herum: wer in Phasen starker Belastungen seine Beziehungen zur Familie und zu Freunden immer stärker reduziert, riskiert schon bald einen enormen Energieverlust, der insbesondere auch die Entwicklung eines Burnout-Syndroms stark begünstigt. Er kappt also eine Energiequelle in einer Zeit, in der er sie nötiger hat, denn je.

Klar kann man um großer Ziele willen nicht immer auf jede Party oder sonstige Veranstaltung gehen und man muss seine Kräfte durchaus auch mal konzentrieren. Aber opfern Sie niemals Ihre Beziehungen für diese Ziele, sondern ganz im Gegenteil: Planen Sie gerade auch in Zeiten hoher Belastung konkrete Zeiten mit Ihren Liebsten ein.

Markus Frey, LifeCoach, Köln
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