Produktiver, schneller, trendiger, fitter, gesünder, erfolgreicher zu sein, als man es im gegenwärtigen Zustand ist, ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Aber wie alles Positive, so hat auch der Wunsch nach Optimierung einen negativen Gegenpol: hier ist es die Perfektionismusfalle, die allzu oft in einen Optimierungswahn führt.

 

Der Wunsch nach Optimierung ist ok

Dabei ist der Wunsch nach Optimierung eine zunächst gute Sache. Er treibt uns an, eine bestimmte Sache oder gar einen ganzen Lebensbereich zu verbessern, um so ein besseres Resultat zu erzielen. Dieser Antrieb ist die Grundlage von jeglichem Fortschritt, ob er jetzt die großen Erfindungen und Entdeckungen der Menschheit oder „nur“ die kleinen Verbesserungen in unserem je persönlichen Alltag betrifft.

 

Die Optimierungsmöglichkeiten sind grenzenlos

Nun können zwar einzelne Dinge oder Bereiche durchaus zu Ende optimiert, perfektioniert werden. Das gilt aber nicht für uns Menschen als Ganzes. Du hast vielleicht den höchsten beruflichen Level erreicht, dabei aber Deine Fitness vernachlässigt. Oder Du hast durch konsequentes Training Deine Fitness auf Topniveau gebracht, dafür haben aber Deine Kinder nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Irgendwo bestehen immer Defizite. Damit sind die Optimierungsmöglichkeiten also grenzenlos oder anders gesagt: egal was wir tun, wir sind und bleiben … unperfekt.

 

Folge: Menschen in der Optimierungsfalle

Viele Menschen kommen damit in keiner Weise klar. Auf der immer neuen Suche nach immer neuen Möglichkeiten in immer anderen Lebensbereichen geraten sie in eine zerstörerische Optimierungsfalle, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt. Immer neue Anforderungen in einer sich immer schneller drehenden Welt tun das ihrige dazu, womit auch das Burnoutrisiko signifikant ansteigt.

 

Der Weg aus dem Optimierungswahn

Doch es gibt einen Weg aus dem Optimierungswahn. Ein Weg, der gleichzeitig die Optimierungsbemühungen sinnvoll begrenzt und sie in die richtigen Bahnen lenkt. Ein Weg, der einerseits davor bewahrt, sich selbst immer als nicht gut genug zu erleben und andererseits auch wichtige Optimierungsaufgaben nicht von vorneherein torpediert.

 

Sinn-, Werte- und Zieleklarheit

Dieser Weg unterscheidet sich scheinbar nur dadurch, indem den Optimierungsaktivitäten ein Schritt vorangestellt wird. Aber durch diesen einen Schritt wird es ein ganz anderer Weg. Ein Weg, der nicht davon geprägt ist, sich bald hierhin, bald dorthin optimieren zu wollen und dadurch immer unzufriedener zu werden.

Der Weg besteht aus drei Schritten:

  1. Sinnklarheit

Wofür soll man mich einmal in Erinnerung behalten? Für meine Perfektion? Wohl nicht. Für was aber dann. Investieren Sie sich in die Frage wozu sie auf der Welt sind, auch wenn die Antwort nicht allzu detailliert ausfallen mag.

 

  1. Werteklarheit

Eng mit der Sinnklarheit in Zusammenhang steht die Werteklarheit. Mit Werten sind an dieser Stelle keine Tugenden gemeint, sondern all das, was mir etwas wert ist, z.B. Karriere, Familie, Geld, Gesundheit usw. Wenn Sie dann diese Werte auch noch in eine Reihenfolge bringen können, haben Sie, zusammen mit der schon erwähnten Sinnklarheit, alles, was Sie brauchen, um auch …

 

  1. Zieleklarheit

zu schaffen. Ziele, deren Priorisierung sich an der Reihenfolge ihrer Werte orientiert.

 

Klarheit auch über das, was keine Priorität hat

Wer diese dreifache Klarheit gewonnen hat, weiß nicht „nur“, was er in unterschiedlichen Lebensbereichen anpacken sollte. Vielleicht noch wichtiger: er hat auch deutlich bessere Klarheit darüber, was eben nicht „dran“ ist. Wenn ich schon beruflich ziemlich ausgelastet bin und mir die Familie auch sehr wichtig ist, dann sollte ich zwar deshalb die Frage nach Gesundheit und Fitness nicht völlig beiseite schieben. Aber das hochintensive Training eines Marathonläufers muss wohl auch nicht sein, nur weil gerade ein Kollege ebenfalls Marathon läuft.

 

Fazit: die dreifache Klarheit schützt vor dem Optimierungswahn

Wer Sinn-, Werte- und Zieleklarheit hat, gewinnt dadurch viele weitere Klarheiten. In der Regel wird er im Bewusstsein leben, das Richtige zu tun und auch das Richtige zu lassen(!). Er weiß nicht nur, was er will, sondern genauso was er kann, als auch, was er nicht kann. Das befähigt ihn, mit großer Gelassenheit seine täglichen Herausforderungen zu meistern. Ein Bewusstsein und eine Gelassenheit, die ihm einerseits helfen, sich stetig weiterzuentwickeln und ihn andererseits wirkungsvoll vor dem Burnoutrisiko „Optimierungswahn“ zu schützen.

Markus Frey, Life-Coach, Köln
info(ät)stressfrey.de

 

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Und auf dem Youtube-Kanal „StressFrey-Akademie“ gibt es noch dieses Video zum Thema:
Youtube-Video: Perfektionismus beim Arbeiten – Gut oder schlecht? (Hier klicken)