We love footballNun musste er also doch noch gehen, die 11. Niederlage der laufenden Saison, die 5. Gegen einen Abstiegskandidaten, war zuviel. Am vergangenen Samstag wurde Sami Hyppiä als Trainer von Bayer 04 Leverkusen „freigestellt“ wie es jeweils heißt. Ob der Trainerwechsel zu Sascha Lewandowski etwas gebracht hat, werden wir dann in ein paar Wochen wissen. Die Statistik (lediglich etwa 30% der Trainerwechsel waren schlussendlich von Erfolg gekrönt) macht da nicht unbedingt viel Hoffnung…

 

Fehlende Erfolge

Natürlich, zuerst und vor allem ist der 105-fache finnische Nationalspieler zuerst und vor allem an den fehlenden Erfolgen gescheitert. Wer in der Rückrunde lediglich 11 Punkte und damit drei Punkte weniger wie der Tabellenletzte Braunschweig holt, hat kaum noch Argumente, auch wenn er zuvor die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte hingelegt hat. Aber woran lag es?

 

Wie immer: es war nicht der Fußballsachverstand…

Ich habe nie ein Training von Bayer Leverkusen besucht und war auch nie professioneller Fußballspieler. Schon von daher maße ich mir nicht an, über die eigentliche Trainingsarbeit von Sami Hyppiä zu urteilen. Und Fußballsachverstand haben er und die sportlich Verantwortlichen eh unendlich viel mehr, als ich und die überwiegende Mehrheit der Leser dieses Blogs je haben werden (…sorry…). Dies kann allerdings von jedem Bundesligatrainer, auch dem erfolglosesten, gesagt werden. An mangelndem Sachverstand ist wohl noch kaum jemals einer von ihnen gescheitert.

 

Geringe mentale Leistungsbasis

Wenn eine Mannschaft plötzlich so einbricht, kann das zunächst verschiedene Gründe haben; z.B. großes Verletzungspech, insbesondere von Schlüsselspielern. Bei Bayer Leverkusen drängt sich allerdings ein anderer Eindruck auf, zumal der Einbruch in der Rückrunde schon eine gewisse Tradition hat. Offensichtlich ist die mentale Leistungsfähigkeit nicht so wie sie sein sollte. Zu oft musste man in Spielberichten in den vergangenen Wochen und Monaten wieder Vokabeln lesen wie „uninspiriert“, „schwach“, „harmlos“ etc. Alles Begriffe, die darauf hinweisen, dass es den Spielern nicht gelingt, ihr Potential auch nur ansatzweise abzurufen.

 

Mentale Fähigkeiten sind trainierbar!

Mentale Stärke setzt sich aus vielen Komponenten zusammen. Mentale Schwäche auch. Dazu gehören grundsätzliche Einstellungen zum Leben im Allgemeinen und zur sportlichen Leistung im Speziellen, die (tatsächlich gelebte!!) Vereinsphilosophie, Leidensbereitschaft, Konzentrationsfähigkeiten u.a.m. Teilweise reden wir hier über mehr oder weniger angeborene Fähigkeiten. Zum weitaus größeren Teil sind diese Fähigkeiten aber erlernt und damit auch trainierbar.

 

Mentales Training gehört in den Trainingsalltag

Spitzensportler sind deshalb Spitzensportler, weil sie bestimmte Fähigkeiten unzählige Male trainiert haben. Sie haben, um beim Fußball zu bleiben, den Übersteiger, ihre Schusstechnik, das Tackling oder was auch immer so viele Male wiederholt, dass sie ein so hohes Niveau erreicht haben, dass sie nun zu den Allerbesten gehören. Wieso glauben eigentlich immer noch so viele Sportler und Trainer immer noch, dass es sich bei den mentalen Fähigkeiten anders verhält?
Es verhält sich nicht anders. Spitzenleute aus unterschiedlichsten Bereichen trainieren schon lange auch diejenigen knapp 1,5 Kilo ihres Körpers, die 20% ihrer Energie benötigen und für den sportlichen Erfolg so entscheidend sind: ihr Gehirn. Ob man daraus auch bei Bayer 04 Leverkusen entsprechende Konsequenzen zieht? Oder bleibt es wieder einmal, wie so oft, dabei, dass man das schwächste Glied, den Trainer, austauscht?

Mit sportlichen Grüßen,

Markus Frey
stressfrey(at)gmail.com