Viele Berufstätige aller Hierarchiestufen sind der Meinung, dass sie permanent erreichbar sein müssen. Dahinter stehen meistens Ängste unterschiedlicher Art. 

Handy, Internet, Facebook, XING & Co. haben uns viele Annehmlichkeiten gebracht. Ich selbst nutze alle diese Errungenschaften, teils mehr, teils weniger intensiv. Auch ich finde es auch heute noch spannend, dass ich sozusagen mit der ganzen Welt in Echtzeit vernetzt sein und von einem Ereignis unmittelbar erfahren oder sogar mitbeteiligt sein kann, das gar nicht da stattfindet, wo ich selbst mich gerade aufhalte.

Doch auch hier zeigt sich wieder die Bedeutung klar formulierter Ziele. Es stellt sich folgende Doppelfrage:

  1. Was will ich, was sind meine Ziele?
  2. Bringt mich das, was ich jetzt gerade tue, meinen Zielen näher?

Die Antworten auf meine erste Frage stehen jeden Tag gut sichtbar auf meinem Schreibtisch. Es ist eine gelbe Karteikarte, auf der ich mit rotem Stift meine Tagesziele notiert habe. Und die zweite Frage habe ich vor einigen Jahren als stetige Erinnerung auf dem kleinen Podest angebracht, auf dem mein Computerbildschirm steht.

Ich habe also dafür gesorgt, dass ich an dieser Doppelfrage nie für längere Zeit vorbeikomme, jedenfalls nicht, wenn ich in meinem Home-Office arbeite. Damit wird mir in der Regel auch relativ schnell klar, dass permanente Erreichbarkeit vor allem eines ist: ein unglaublicher Zeitfresser, der allen Annehmlichkeiten zum Trotz auch das Potential hat, mich von meinen wichtigsten Aufgaben abzuhalten. Deswegen muss ich nun all diese Errungenschaften der Technik nicht gleich verteufeln. Aber ich muss ihren Einfluss auf meinen Tagesablauf beschränken, um optimal von ihnen profitieren zu können.

Manchmal sind es ja wirklich Kleinigkeiten, die einen großen Einfluss auf unser Stressmanagement haben. Da ist zum Beispiel die akustische E-Mail-Benachrichtigung. Es gibt wirklich nur sehr, sehr wenige Menschen, für deren Arbeit es wichtig ist, auf einkommende E-Mails unmittelbar zu reagieren. Für alle anderen gilt, dass es völlig ausreicht, ein- bis zweimal am Tag eine Zeit festzusetzen, während der sie E-Mails bearbeiten. Schalten Sie also die akustische Benachrichtigung aus (Bei Outlook: Extras > Optionen > E-Mail-Optionen > Erweiterte E-Mail-Optionen).

Auch darüber hinaus empfehle ich Ihnen sehr, dass Sie sich zunächst etwas Zeit nehmen und sich die Frage nach der notwendigen Erreichbarkeit beantworten. Und dann handeln Sie. Teilen Sie Ihre Entscheidung auch Ihren Mitarbeitern und Kunden mit. Auch die kann man in der Regel durchaus entsprechend „erziehen“. Dadurch werden Sie nicht nur weniger gestresst sein. Auch Ihre Produktivität erhöht sich, wodurch am Ende des Tages eine echte win-win-Situation entsteht und alle profitieren.

Selbstredend hat die Frage nach der ständigen Erreichbarkeit (oder eben Nichterreichbarkeit) auch Konsequenzen auf Ihre Handhabung des Handys oder Ihre Präsenz in den sozialen Medien. Auch da kann ich nur raten, dass Sie vor allem in der Zeit, in der Sie wichtige Arbeiten erledigen müssen das Handy ausschalten, ebenso den permanent fließenden Nachrichtenstrom von Facebook, Twitter und Co.*

Markus Frey, Life-Coach, Köln
info(at)stressfrey.de

 

*Auszug aus meinem Buch „Den Stress im Griff„, S. 166f