Immer wieder  werde ich gefragt, wie man erkennen kann, ob jemand gefährdet ist, einen Burnout zu erleiden, woran sich das festmacht. Das ist in der Tat eine wichtige Frage, zumal es a) an dieser Stelle viele Missverständnisse gibt und b) die Erkennung mit zunehmendem Stadium immer schwieriger wird, weil die auslösende Problematik i.d.R. von immer mehr daraus folgenden Gesundheitsproblemen (z.B. Alkohol-, Tabletten- und andere Süchte, Schlafstörungen u.v.m) überlagert wird. Ich selbst unterscheide vier hauptsächliche Symptome:

1.    Starke, v.a. emotionale Erschöpfung
Dies ist das offensichtlichste Erkennungsmerkmal. Hinweise sind vor allem Selbstaussagen wie „Ich fühle mich so leer“, „Ich habe keine Kraft mehr“ oder „Ich kann nicht mehr“. Besonders stark steigt die Burnoutgefährdung, wenn mit der emotionalen Erschöpfung auch eine allgemeine oder spezifische Unzufriedenheit verbunden ist und keine Wertschätzung für das eigene Engagement erlebt wird.

2.    Sinnlosigkeitsgefühle
Dies ist der größte Risikofaktor und gleichzeitig das stärkste Früherkennungsmerkmal, d.h. noch bevor die emotionale Erschöpfung eingesetzt hat. Im Klartext: Wenn jemand nicht nur einmal in einer besonderen Situation sondern immer wieder den Sinn seines Lebens grundsätzlich und dann v.a. auch den Sinn seiner Arbeit, seines persönlichen Engagements in Frage stellt (ohne dass er eine entsprechende Entscheidung trifft), der ist stark burnoutgefährdet. Aussagen wie „Was tue ich hier eigentlich?“ oder „Es ist ja doch egal, ob ich was tue oder nicht“ u.äh. sind dafür typisch. Dazu kommt häufig ein zunehmender Zynismus. Ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf eine Burnoutgefährdung, insbesondere bei Menschen, die sonst nicht zu solchen Verhaltensweisen neigten.
Der Verlust des Gefühls für den persönlichen Sinn des Lebens und Arbeitens ist in den allermeisten Umfragen unter Direktbetroffenen an der Spitze der Gründe zu finden. Leider findet dieser Punkt sowohl in der Vorsorge als auch in der Therapie häufig viel zu wenig Beachtung.

3.    Rückzug aus sozialen Bezügen
Ebenfalls auffällig ist, dass Burnoutgefährdete bzw. Burnoutbetroffene sich stark aus sozialen Bezügen zurückziehen und sich immer mehr abkapseln. Entscheidungen, die ein Interagieren mit anderen Menschen erfordern, werden immer wieder hinausgeschoben bzw. umgangen. Freundschaften werden nicht mehr gepflegt und auch in der innerfamiliären Kommunikation wird einem Burnoutbetroffenen mit der Zeit „alles zuviel“.
Damit einhergeht oft auch eine Entfremdung von sich selbst. Eigene Bedürfnisse werden zunächst unterdrückt und mit zunehmendem Verlauf schlicht nicht mehr wahrgenommen. Darunter können in fortgeschrittenem Stadium auch Grundbedürfnisse wie Schlafen und Nahrungsaufnahme fallen.

4.    Stark abnehmende Leistungsfähigkeit
Von den hier aufgeführten Kriterien ist dieses das schwächste. Dies deshalb, weil eine Abnahme der Leistungsfähigkeit häufig erst in einem sehr fortgeschrittenen Burnout-Stadium zutage tritt. In den frühen Stadien eines Burnoutprozesses sind die Betroffenen ganz im Gegenteil oft noch besonders aktiv bis hyperaktiv. Gerade willensstarke Personen sind dadurch in der Lage, manchmal über einen längeren Zeitraum, ihre Gefährdung zu kaschieren, ohne dass sie komplett abstürzen. Die Abnahme der Leistungsfähigkeit wird dadurch zunächst kaum bemerkt. Wenn sie dann auch von der Außenwelt bemerkt wird, ist der Burnoutprozess in der Regel schon weit fortgeschritten.