Vor einigen Tagen war ich auf der Zukunft Personal, Europas größter Messe für Personalarbeit. In den vergangenen 10 Jahren war ich immer da, zweimal mit einem eigenen Stand und sonst als Besucher. Was mir diesmal so aufgefallen ist, war das enorme Interesse, das viele Gesprächspartner an meinem Sinn-Werte-Ziele-Ansatz hatten. Obwohl diese Punkte schon immer die Grundlage meiner Arbeit waren, habe ich den Eindruck, dass in der Tat erst in jüngerer Zeit die Offenheit wächst, sich darauf einzulassen.
Der Entspannungsansatz führt in die Sackgasse
Viele Jahre hat im Stressmanagement und in der Burnoutprävention der Entspannungsansatz dominiert. Natürlich können Entspannungstechniken da und dort mal hilfreich sein, vor allem in einer akuten Stress-Situation. Um nachhaltig(!) ein höheres Energielevel und eine verbesserte Belastungsfähigkeit, neudeutsch „Resilienz“ zu erreichen, genügt Entspannung aber nicht, bei weitem nicht.
Qualität der Sinnantwort zeigt sich in der Extremsituation…
Albert Einstein meinte einmal: „Wer sein eigenes Leben als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfähig“. Der große Psychologe Viktor Frankl griff dieses Zitat auf und ergänzte, dass sowohl seine eigenen Erfahrungen im KZ, wie die von Militärpsychiatern in Kriegsgefängnissen bestätigten, dass „jene Kriegsgefangenen noch am ehesten fähig waren zu überleben, die auf die Zukunft hin orientiert waren, auf ein Ziel in der Zukunft, auf einen Sinn, den in der Zukunft es zu erfüllen galt.
Ich hoffe für uns alle, dass wir davor bewahrt werden, solch schlimme Erfahrungen machen zu müssen, wie es in Viktor Frankls Leben der Fall war (er verlor seine ganze Familie in den KZs des dritten Reiches). Aber auch ohne diesen Hintergrund können wir gedanklich die „Materialprüfung“ für unseren Lebenssinn durchführen, mit der Testfrage, ob dieser auch krisenfest sei. Es ist zum Beispiel leicht erkennbar, dass dies bei „Mein Lebenssinn ist, möglichst viel Spaß zu haben“ wie man so oft hören kann, nicht der Fall ist.
…und in jeder Erfahrung einer Krise
Und was für die Extremerfahrung im KZ oder einem Militärgefängnis gilt, hat auch für jegliche andere, geringere Belastungssitutation seine Gültigkeit. Nicht „nur“ bei großen Lebenskrisen wie einer Scheidung, dem Verlust des Arbeitsplatzes, einer Insolvenz oder dem Tod eines nahestehenden Menschen. Auch jegliche Stress-Situation wird der, der sein Leben im Allgemeinen und seine Arbeit im Speziellen als sinnhaft erlebt in der Regel deutlich besser durchstehen, als der letztendlich alles als sinnlos betrachtet. Und natürlich, er hat damit auch die wirksamste Schutzmaßnahme vor der Entwicklung einer Depression oder eines Burnout-Syndroms gewonnen. Für diese ist ein Sinnlosigkeitsgefühl der bei weitem deutlichste und auch gefährlichste Indikator.
Mut zum Sinn
Ich denke, es ist durch diese Ausführungen offensichtlich geworden, dass eine persönlich beantwortete Sinnfrage nicht erst am Ende des Lebens, sondern schon im „ganz normalen“ Alltag eine enorme Kraft und Wirksamkeit hat. Denn eines müssen wir uns auch bewusst sein: das Erleben von Krisen ist nicht der Ausnahme-, sondern der Regelfall. Schon wenn wir uns nur die bekanntesten Zahlen wie zum Beispiel die der über 40‘000 Insolvenzen und der über 180‘000 Scheidungen vor Augen halten, wird das schnell klar. Aber nicht nur deshalb möchte ich Ihnen Mut machen, sich auf die Suche nach dem Sinn Ihres ganz persönlichen Lebens zu machen und diesen möglichst schriftlich festzuhalten. Sie werden einen sehr großen Gewinn daraus ziehen. Nicht nur für Ihr Stress- und Energiemanagement aber gerade auch für Ihr Stress- und Energiemanagement.
Markus Frey, Life-Coach, Köln
frey(at)stressfrey.de
+49 (0)221 6086-438
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