Die vergangenen zwei Wochen gehörten zu den schwierigsten meines bisherigen Lebens. Ich hatte frühmorgens am Dienstag nach Pfingsten gerade in Facebook gepostet, dass am Vorabend ein Radfahrer im benachbarten Stadtteil von einem Baum erschlagen worden sei, als meine Frau in mein Büro kam und mir die Nachricht überbrachte, dass es sich dabei um meinen besten Freund E. handelte.

 

Das Gift der Warum-Frage

Die erste Frage, die in solchen Momenten meistens kommt ist „Warum?“. Auch mir ist sie gekommen, war mir doch schnell bewusst, dass mein Freund noch leben würde, wäre er nur eine Sekunde früher oder später an der Stelle vorbeigekommen, wo der Blitz in den Baum einschlug, der ihn dann unter sich begraben hatte. Doch ein weiteres wurde mir bald ebenso klar: die Warum-Frage ist ein lähmendes Gift, weshalb wir sie so schnell und nachhaltig wie möglich entsorgen sollten. Es gehört zu ihrem Wesen, dass sie nicht beantwortbar ist, sie hat keine andere Funktion als uns zu quälen und uns am Weiterleben zu hindern.

 

Ich lebe und Ihr sollt auch leben

Die Witwe hat eine sehr kluge Entscheidung getroffen. Für die Beerdigung hat sie eine Aussage von Jesus als Predigttext gewählt, die dieser kurz vor seinem eigenen Tod zu seinen Jüngern getätigt hat: „Ich lebe und Ihr sollt auch leben!“* Sie ist nicht nur zutiefst davon überzeugt, dass dies ihrem geliebten Mann am besten entsprochen hat. Sie hat auch sich selber, ihren drei Kindern und uns allen eine Richtung vorgegeben, die allen helfen wird, das Geschehene zu verarbeiten und die Aufgaben zu meistern, die uns aufgetragen sind.

 

Die richtigen Fragen sind entscheidend

Frau und Kinder bekommen bestimmt die Hilfe, die sie brauchen und insbesondere auch unsere beiden Familien werden noch näher zusammenrücken, als sie es eh schon waren. Sicher, es bleibt eine fast unmenschlich große Aufgabe, jetzt ohne Mann und mit drei Schulkindern in einen neuen Alltag finden zu müssen. Aber wenn die quälende „Warum?“-Frage das eigene Denken dominiert, ist es unendlich viel schwieriger, als beispielsweise mit „Wie kann ich meinen neuen Alltag schaffen?“. Denn auf letztere Frage gibt es im Gegensatz zur ersteren produktive und hilfreiche Antworten.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und dass Sie bei allen großen und kleinen Herausforderungen, die richtigen Fragen stellen. Fragen, die Sie nicht lähmen, sondern Ihnen helfen, diese Herausforderungen zu meistern und so die Stärke zu entwickeln, die Sie gerade jetzt benötigen.

Markus Frey, Life-Coach
frey(at) stressfrey.de

*Johannes-Evangelium, Kapitel 14, Vers 19