Fast 10 Millionen Krankheitstage allein wegen Burnout-Symptomen zählte eine Stress-Studie der Techniker-Krankenkass für das Jahr 2008 auf. Das sind umgerechnet 40’000 Arbeitnehmer, die ein ganzes Jahr lang ausfielen. Kaum anzunehmen, dass es seither weniger geworden sind, im Gegenteil. Alle seither gesammelten Daten weisen vielmehr darauf hin, dass Burnout weiter auf dem Vormarsch ist.

So gesehen ist der heute zurückgetretene Trainer von Schalke04, Ralf Rangnick, nur einer unter vielen. OK, dass er finanziell unabhängig ist, hat es für ihn zumindest in finanzieller Hinsicht etwas leichter gemacht. Aber auch andere finanziell unabhängige Leute bringen sehr oft den Mut zu einem solchen Schritt nicht auf, erst recht nicht, wenn sie so stark im Focus der Öffentlichkeit stehen, wie das bei Trainern aus der Fußball-Bundesliga nun mal der Fall ist. Schließlich musste er damit rechnen, dass er in der Machowelt des Fußballs dafür nicht nur Wohlwollen erntet. Weniger als zwei Jahre nach dem Tod von Robert Enke und wenige Stunden nach dem Rücktritt von Ralf Rangnick reicht ein kurzer Blick in die Leserbrief-Rubriken der großen Sportportale, um feststellen zu müssen: viele, allzu viele haben seither nichts dazu gelernt!

Trotzdem hege ich eine gewisse Hoffnung. Die Hoffnung nämlich, dass Ralf Rangnicks Mut vielen Leistungsträgern als Beispiel und Ermutigung dienen möge. Die Welt dreht sich auch nach so einem Rücktritt weiter und sowohl im Privat- als auch im Berufsleben gibt es für eine Auszeit immer Lösungen, wenn ein gemeinsamer Wille aller Beteiligten vorhanden ist. Dazu ist zu sagen, dass eine lösung um so leichter zu finden ist, je frühzeitiger Gegensteuer gegeben wird. Wenn man erst wartet, bis es tatsächlich zum Zusammenbruch kommt… dann muss das Problem auch bewältigt werden. Nur ist es dann viel, viel schwieriger… Für den Direktbetroffenen und für sein privates und berufliches Umfeld auch.

Es ist also zu wünschen, dass Ralf Rangnicks Rücktritt wenigstens einen Schritt in die Richtung bewirkt, dass das Verständnis für das Burnout-Syndrom etwas zunehmen möge. Zunächst für die und bei den Direktbetroffenen. Dann aber auch ganz allgemein dafür, dass wir alle mehr und mehr lernen, unser Denken und Handeln, unser ganzes Leben so zu gestalten, dass wir uns besser vor einem Burnout schützen können als dies momentan der Fall ist.

In diesem Sinne,

Markus Frey, Life-Coach
frey(at)stressfrey.de

 

Artikelhinweis: Burnout im Hochleistungssport (Diesen Beitrag habe ich im Sommer 2006 auf der Website www.stressfrey.de veröffentlicht)

 

PS Am 6. Oktober 2011 biete ich ein kostenfreies Webinar unter dem Titel „Burnout – (k)ein Schicksal der Besten?!“ an