Young man in poseEiner der größten Stressfaktoren, das zeigen Umfragen immer wieder, ist der Stress, sich immer wieder entscheiden zu müssen. Das gilt schon für den berühmten „Mann von der Straße“, denn auch er muss immer wieder eine Vielzahl von Entscheidungen treffen, von der Kleiderwahl bis zur Wahl der besten Schule für sein Kind. Oder nächstes Wochenende die Wahl des Kandidaten bzw. der Partei, die seiner Meinung nach die Volksinteressen in Berlin am besten vertritt. Für eine Gruppe von Menschen potenziert sich die Herausforderung Entscheidungstress allerdings in besonders hohem Maße: selbstredend für diejenigen, die wir als „Entscheider“ bezeichnen, insbesondere also Unternehmer und Führungskräfte.

 

Wichtigste Entscheidungsgrundlage: Sinn und Werte

Im Smalltalk mit Führungskräften herrscht an dieser Stelle stets Einigkeit: die wichtigste Grundlage für gute Entscheidungen ist Klarheit über Sinn und Werte! Und das in doppelter Hinsicht: Zunächst sind der Lebens- und Arbeitssinn und die Werte, die der einzelne Entscheider für sich ganz persönlich definiert hat, von Bedeutung. Zweitens kommt diese Bedeutung aber auch Sinn und Werten zu, die in dem Unternehmen, für das die Führungskraft die Entscheidungen trifft, gelten. Glücklich der Entscheider, der über all dies Klarheit hat und dessen Sinn und Werte mit jenen seines Unternehmens auch kompatibel sind.

 

Hauptproblem: Sinn und Werte nur diffus vorhanden

Doch genau das ist leider häufig nicht der Fall. Man weiß vielleicht gerade noch, dass im neuen Leitbild, das zum Jahresbeginn jeder Mitarbeiter in seinem Fach hatte, die Kundenorientierung ganz oben stand, das war‘s dann aber auch schon. Und selbst? Nun ja, man versucht halt, als gute Führungskraft bei der Arbeit ein Vorbild zu sein und Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden einigermaßen freundlich zu behandeln. Klappt leider nicht immer, manchmal muss man den Leuten halt zeigen wo der Hammer hängt…

 

Nicht nur Kunden und Mitarbeiter sind irritiert

In einer Umfrage im vergangenen Jahr haben über 80% der befragten Führungskräfte angegeben, dass sie zumindest manchmal ihren Überzeugungen zuwider handelten. Das irritiert nicht nur Kunden und Mitarbeiter, die natürlich nur schwer für die Werte des Unternehmens zu begeistern sind, wenn die Bosse sich immer mal wieder einen Schluck aus der „Es-ist-ja-nur-eine-Ausnahme“-Pulle genehmigen. Auch die eigene Entscheidungsgewissheit wird so immer wieder Schwankungen ausgesetzt. Das schlechte Gewissen sorgt dann auch bei zukünftigen Entscheidungen dafür, dass diese nicht mit innerer Sicherheit und Souveränität sondern erneut mit Unsicherheit und großem Stressempfinden getroffen werden müssen.

 

Verzichten Sie nicht auf klar formulierte und gelebte Werte

Es wäre vermessen zu behaupten, dass Entscheidungen eine ganz leichte Übung wären, wenn nur Sinn und Werte geklärt wären. Auch wenn dies der Fall ist, werden viele Entscheidungen durch die Komplexität der Rahmenbedingungen, den Zeitdruck unter dem sie getroffen werden müssen und die möglichen Folgen eine große Herausforderung bleiben. Doch ohne das Rahmengerüst eines geklärten Lebens- und Arbeitssinns, sowie verbindlichen Werten erschwert sich jede Entscheidung um dramatische Dimensionen und wird zur kaum noch zu bewältigenden Stresserfahrung.

Markus Frey, Life-Coach, Köln
frey(at)stressfrey.de
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PS Diesen Beitrag finden Sie auch als Kurzvortrag auf Youtube.