Aus Marketinggründen nutzt die Nahrungsergänzungsmittel-Branche immer häufiger „Burnout“ als Synonym für einen simplen Vitalstoffmangel. Das ist sachlich nicht richtig und führt in die Irre. Bei einem echten Burnout ist es mit ein paar Nahrungsergänzungsmitteln nicht getan.

 

Es gibt zwar ein paar Definitionsschwierigkeiten, aber…

Ich weiß zwar sehr wohl, dass es beim Burnout-Syndrom ein Definitions- und teilweise auch ein Abgrenzungsproblem gibt. Das hat eine ganze Reihe von Gründen, unter anderem den, dass die meisten Symptome auch für andere Krankheitsbilder typisch sind. Damit hängt auch zusammen, dass das Burnout-Syndrom im Krankheiten-Katalog der WHO, dem so genannten „ICD“ nicht unter der Rubrik „Krankheiten“ geführt wird, sondern lediglich unter „Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen“.

 

…das heißt nicht, dass „Burnout“ nun für alles und jedes benutzt werden kann

Es ist in der öffentlichen Diskussion leider Mode geworden, dass nun alles Mögliche „Burnout“ genannt wird. Einem Schauspieler, der einfach mal einige Zeit zu wenig geschlafen hat, wird von der Presse genauso ein „Burnout“ attestiert, wie der 18jährigen Gymnasiastin von ihren Mitschülern, die auch bei der Vorbereitung aufs Abi ihr umfangreiches Freizeitprogramm nicht reduzieren will. Und jetzt wird auch ein simpler Vitalstoffmangel „Burnout“ genannt. Kein Wunder, dass viele den Begriff „Burnout“ nicht mehr hören können. Doch eine ernsthafte Auseinandersetzung ist nach wie vor dringend notwendig, denn es gibt immer noch eine große Zahl an Menschen, die wirklich von einem echten Burnout-Syndrom betroffen sind.

 

Was klar sein sollte

Als der deutschstämmige amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger den Begriff im Jahr 1974 zum ersten Mal verwandte, beschrieb er damit zunächst das psychophysische Ausgebranntsein von Menschen, die v.a. den so genannten „Helferberufen“ zugeordnet werden konnten, also Krankenschwestern, Erzieher, Rettungssanitäter… und nicht zuletzt auch Ärzte. Der Unterschied zu anderen Erschöpfungszuständen war, dass die Betroffenen zwar auch körperlich erschöpft waren. Vor allem aber betraf dies ihre Psyche. Zentral war für Freudenberger, dass mit dem „Burnout“ genannten Begriff ein Energieverschleiss gemeint war, der mit unrealistischen Erwartungen verknüpft war. Direktbetroffene geben auch sehr häufig an, dass sie das Gefühl für den Sinn ihres Lebens im Allgemeinen und en Sinn ihrer Arbeit im Speziellen verloren hätten. hat Oft waren sie auch nach einer längeren Erholungszeit nicht wieder in einen wesentlich besseren Zustand gekommen.

Schon allein durch diese Hinweise sollte klar geworden sein, dass diese Defizite durch eine Nahrungsergänzung nicht behoben werden können. Ein echter Burnout kann also durch den Ausgleich eines Vitalstoffmangels nicht geheilt, sondern allenfalls die Heilungsmaßnahmen ergänzt werden. Wird etwas anderes suggeriert und der Betroffene nicht gesund, kann dies das Problem sogar noch verschärfen.

 

Verwendung des Burnout-Begriffs – Weniger ist mehr

Langer Rede kurzer Sinn: das Burnout-Problem ist nach wie vor eine sehr ernsthafte Herausforderung sowohl für den einzelnen Betroffenen als auch für die Gesellschaft (und da insbesondere auch die Wirtschaft) als Ganzes. Wenn wir den Begriff aber allzu inflationär verwenden, wird nicht nur keine Sensibilisierung erreicht. Das Gegenteil tritt ein und wir werden es mit einer zunehmenden Gleichkgültigkeit zu tun bekommen oder allenfalls eine (teilweise schon vorhandene) unerquickliche Diskussion, die sich in einseitigen Schuldzuweisungen verliert. Beides können wir für eine wirksame Prävention gebrauchen wie einen Kropf.

Markus Frey
stressfrey(at)gmail.com

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