Eines vorab. Obwohl ich seit bald acht Jahren ebenfalls Kölner („Immi“ wie die Zugereisten hier genannt werden) bin, bin ich alles andere als ein Stefan Raab-Fan. Sein Humor ist mir oft zu billig und auch für das, was er mit „seiner“ Lena produziert, gehöre ich doch eher nicht zur Zielgruppe. Eine Aussage von Stefan Raab aus einem Spiegel-Interview, die ich heute morgen gelesen habe, hat mich als Burnout-Experten jedoch aufhorchen lassen: „Kann sein, dass das mit der Titelverteidigung eine Scheißidee war“. Danach führt er aus, dass er trotzdem stolz darauf sei, nach vielen deutschen Blamagen den Titel beim Eurovision Song Contest nach fast 30 Jahren wieder nach Deutschland geholt zu haben und dass er trotzdem an die Geschichte glaube.

 

Raab hat keine Angst vor Enttäuschungen und Niederlagen

„Warum um alles in der Welt soll diese Haltung den Raab jetzt vor einem Burnout schützen?“, werden Sie jetzt vermutlich fragen. Ganz einfach. Die obige Aussage (und nicht nur die) macht einfach deutlich, dass der Mann schlicht und ergreifend keinerlei Angst vor Enttäuschungen und Niederlagen hat.  Ja, es scheint sogar so, dass das Wort „Niederlage“ in seinem Wortschatz gar nicht vorkommt.  Nicht, dass er, gerade in letzter Zeit, nicht entsprechende Erfahrungen gemacht hätte. Für die angesprochene Idee mit der Titelverteidigung wurde er landauf, landab in der Luft zerrissen. Kurz zuvor hat ein Student ihn in seiner Sendung „Schlag den Raab“ bis auf die Knochen blamiert. Nicht zu reden davon, dass er von Regina Halmich gleich zweimal äußerst öffentlichkeitswirksam verprügelt wurde. Offensichtlich ist Raab ein Typ, der, wenn etwas schief läuft, sich nur kurz den Mund abwischt… und dann wieder aufsteht und weitergeht.

Das gelingt nicht, wenn Niederlagen und Enttäuschungen in der Selbstwahrnehmung stets persönliche Katastrophen sind. Wenn nicht erreichte Ziele den Selbstwert ins Bodenlose sacken lassen. Wenn eine Niederlage oder eine Enttäuschung sich dauerhaft im Oberstübchen wohnlich einrichtet. Gerade solche Denk- und Verhaltensgewohnheiten  gehören aber zu den wichtigsten Indikatoren für eine Burnoutgefährdung!

Sicher, es gibt noch manche andere Gründe, die zu einem Burnout führen können. Einer der ganz zentralen ist aber der individuelle Umgang mit Niederlagen und Enttäuschungen. Das ist wahrhaftig keine leichte Übung. Wer aber wie Stefan Raab eine gesunde und produktive Haltung entwickelt hat, hat zwar noch keine Garantie, aber schon einen ziemlich guten Schutz vor einem Burnout gewonnen.

Markus Frey, Life-Coach, Köln
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