Seit Jahren wird "Work-Life-Balance" als "die" Lösung für eine wirksame Burnout-Prävention verkauft. Doch das Konzept nutzt nicht nur nichts, es schadet sogar. Das sinnvolle Ziel eines gesunden, ausgeglichenen Lebens wird so gerade nicht erreicht.


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Geburtsfehler eines Begriffes

Wenn zwei Elemente „in Balance“ gehalten werden sollen, dann geht das nur, wenn das eine mit dem anderen in einem Gegensatz steht. Mit anderen Worten: sie haben direkt nicht wirklich etwas miteinander zu tun. Und genau das sagt „Work-Life-Balance“ aus. Mit der Verwendung des Begriffs wird die Botschaft weiter gegeben, dass Berufsarbeit etwas anderes sei, als das „wirkliche“ Leben und von diesem getrennt betrachtet werden müsse. Da ist es nur folgerichtig, wenn die Arbeit nicht mehr ist, als bestenfalls ein notwendiges Übel, das so weit wie nur irgend möglich begrenzt werden muss. Arbeit als ein Gegensatz des Lebens, das große Minus, ein Verlustposten in der Lebensqualität-Bilanz.

 

Work-Life-Balance – Weit mehr als ein semantisches Problem

Nun könnte man das Ganze als ein theoretisches Problem abtun und wieder zur Tagesordnung übergehen. Dafür spricht durchaus einiges, schließlich hat der Begriff bereits eine steile Karriere hinter sich und ist gut eingeführt. Dumm nur, dass dieses Verständnis von der Arbeit als notwendigem Übel auch die öffentliche Diskussion dominiert. Auch nach Vortragsveranstaltungen, im Life-Coaching und in den Seminaren bin ich immer wieder mit dieser Philosophie konfrontiert. Sie hat sehr weitgehende praktische Auswirkungen bis dahin, dass die Arbeitszeit letztlich gar nie genug reduziert werden kann. Und vor allem: unter diesen Vorzeichen kommt kaum einer auf die Idee, einen Beruf im Sinne einer Berufung anzustreben, eine Aufgabe, die dem eigenen Leben (neben anderen Bereichen) einen Sinn zu verleihen vermag.

 

Wir brauchen eine positive Philosophie von der Arbeit

Und gerade das ist einer der bedeutendsten Bausteine für eine nachhaltig wirksame Burnoutprävention. Wer sein Leben im Allgemeinen und seine Arbeit im Speziellen mit einem Sinn verbinden kann, der ist damit besser geschützt, als mit vielen anderen Maßnahmen, die durchaus auch hilfreich sein mögen. Im Klartext: wer (ganz im Sinne von Work-Life-Balance) alles richtig macht, nur 38 ½ Stunden arbeitet, genügend schläft, 3x die Woche joggt und auch seine Beziehungen pflegt, aber seine Arbeit letztlich als sinnlos und bloßen Gelderwerb erlebt, ist damit trotzdem weitaus gefährdeter, einen klassischen Burnout (im Sinne einer psychophysischen Erschöpfung) zu erleiden, als jemand, der seine Haupttätigkeit als Berufung erlebt und diese mit einem Sinn verbinden kann.

 

Kein Plädoyer für die Missachtung von Grenzen

Das heißt natürlich alles nicht, dass wir physische und psychische Grenzen nicht mehr beachten müssten. So nach dem Motto: „Wenn ich meine Arbeit mit einem Sinn verbinden kann, kann ich pausenlos und ohne Rücksicht auf Verluste arbeiten“. Aber wenn wir die Arbeit weiterhin als Gegensatz zum „wirklichen“ Leben betrachten, dann berauben wir uns einer großen Chance für ein sinn- und wertvolles Leben. Ein Leben, das von einem inneren Feuer geprägt sein wird, das nicht ausgeht, sondern uns dauerhaft mit Energie versorgt.

Markus Frey, Life-Coach, Köln
info(at)stressfrey.de
+49 (0)221 6086-438

PPS Wie Sie im Gegensatz zum Work-Life-Balance-Konzept dauerhaft(!!) Zugriff auf Ihre Spitzenenergie behalten, erfahren Sie durch 44 wirkungsvolle Tipps in meinem Buch "Den Stress im Griff". Insbesondere das Kapitel "Sinn, Werte, Ziele" (ab S. 49) bietet Ihnen dazu hilfreiche Impulse.