Eine der vom Burnout-Syndrom am stärksten betroffenen Berufsgruppen sind die Ärzte. Nun haben Wissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg eine hochinteressante Studie veröffentlicht. Neben den Stressfaktoren, die den Ärzten am meisten zu schaffen machten, interessierte die Forscher vor allem, was für Bewältigungsstrategien eingesetzt wurden und was für Aspekte für die Resilienz von besonderer Bedeutung waren.

 

Offene Kommunikation mit den Patienten

Einen hohen Stellwert wiesen die Ärzte einer offenen Kommunikation mit den Patienten zu. Dazu gehöre u.a. auch, dass Fehler nicht verschwiegen und auch die Grenzen des Einflusses des Arztes akzeptiert würden. Auch die Erfolgserfahrung, also das Erleben der medizinischen Wirksamkeit der vorgenommenen Behandlungen minderte das Burnoutrisiko erheblich.

 

Stressminderung durch selbstbestimmtes Entscheiden

Eines der auffälligsten Ergebnisse war laut Untersuchungsleiterin Dr. Julika Zwack, dass resiliente Ärzte in der Lage sind, auch im Stress selbstbestimmte Entscheidungen in Bezug auf ihre Belastungen zu treffen. Diese schienen vor allem jenen zu gelingen, die sich gut in einem Beziehungsnetz aufgehoben fühlten und auch regelmäßig außerberuflichen (insbesondere kulturellen und sportlichen) Interessen nachgingen.
Außerdem ist in der Untersuchung aufgefallen, dass belastungsfähige Ärzte in höherem Maße als weniger belastungsfähige in der Lage waren, Erschöpfungssignale an sich selbst ebenso zu erkennen, wie stressverschärfende Gedanken und Verletzlichkeiten.

 

Ähnliche Ergebnisse wie in anderen Berufsgruppen

Die Untersuchung brachte wenig Überraschendes zutage. Was Ärzte auch unter hoher äußerer Belastung widerstandsfähig bleiben lässt, gilt auch für Menschen aus anderen Bereichen. Wer es schafft, auch im Stress in hohem Maße eine von innerer Selbstbestimmung geprägte Handlungsweise zu erhalten und die eigenen Bedürfnisse nicht nur zu erkennen, sondern auch entsprechende Handlungskonsequenzen folgen zu lassen, kann zwar trotzdem da und dort an seine körperlichen Grenzen kommen. Das Risiko einer weitergehenden psychophysischen Erschöpfung, also eines Burnout-Syndroms bleibt aber verhältnismäßig gering.

Markus Frey
stressfrey(ät)gmail.com

Quelle: aerztezeitung.de