Wenn man Tipps zur Stressbewältigung nachfragt, dann wird meistens sehr schnell geraten, dass man lernen müsse, „abzuschalten“. Das klingt beim ersten Hinhören logisch. Vor allem dann, wenn man davon ausgeht, dass der Ratsuchende praktisch in einer Situation permanenter Stressbelastung gefangen ist. Doch viel wichtiger ist es letztendlich, dass wir an der Situation an sich etwas ändern. Und das haben viele allzu oft nicht mehr im Blick. Vor allem dann nicht, wenn der Fokus nicht nur kurzfristig, sondern auch in langfristiger Perspektive nur noch auf dem Abschalten liegt.

 

„Abschalten“ muss ich nur einen Energieräuber

Wann wollen und sollen Menschen „abschalten?“ „Abschalten“ ist nur dann ein immer größer werdendes Bedürfnis (und irgendwann auch schiere Notwendigkeit), wenn eine Tätigkeit mehr Energie kostet, als sie einem gibt. Ist es umgekehrt, liefert also eine Tätigkeit mehr Energie, als sie kostet, dann wäre es doch einigermaßen dämlich, dies „abschalten“ zu wollen. Regelmäßige körperliche Regeneration (insbesondere ausreichender Nachtschlaf) reicht dann völlig aus. Ich denke, da sind wir uns einig.

 

Ich will nicht abschalten

Und deshalb will ich nicht abschalten. Meine Arbeit als Redner, Seminarleiter, Autor und Coach (um mal die wichtigsten Arbeitsbereiche aufzuführen) verschafft mir an den allermeisten Tagen weitaus mehr Energie, als sie mich kostet. Zugegeben, es hat nicht wenig an „Versuch und Irrtum“, also auch Niederlagen und scheitern gebraucht, bis es soweit war. Und natürlich erlebe auch ich nervige Dinge, z.B. technischer Art oder wenn die Administrationsaufgaben wieder einmal überhand nehmen. Doch heute kann ich sagen, dass mir meine Arbeit, weit mehr Energie zurückgibt, als ich zu ihrer Erledigung benötige. Und deshalb denke ich auch in meiner Freizeit oft über neue Produkte und Dienstleistungen nach, ich lese Sachbücher, sehe mir interessante Videos an usw. Wie vorhin bereits erwähnt, habe ich also schlicht keine Lust, abzuschalten, weil mir all das immer wieder neue Motivation und Energie verschafft.

 

Manchmal notwendig, aber nur als zweitbeste Lösung

Mir ist schon bewusst, dass der real existierende Alltag für viele anders aussieht. Aber es hilft nichts: vor allem in langfristiger Perspektive ist „abschalten“ immer nur die zweitbeste Lösung. Viel wichtiger ist, dass wir uns auf allen Ebenen für „beste“ Lösungen engagieren, auch wenn dies mit viel Arbeit verbunden ist. Aber Stress am Arbeitsplatz, Unzufriedenheit im Job, Mobbing, Burnout etc. sind keine naturgegebenen Ereignisse. Sie können sehr wohl verändert werden. So verändert werden, dass Arbeitsfreude, Leistungsbereitschaft und Begeisterung nicht nur als Relikte aus längst vergangenen Zeiten betrachtet werden müssen, sondern wieder täglich erlebbare Wirklichkeit wird. Und dann werden auch Aussagen wie „ich muss mal wieder abschalten“ viel weniger ausgesprochen werden. Sie werden für die meisten kein echtes Thema mehr sein.

Markus Frey, Life-Coach, Köln
info(ät)stressfrey.de

PS Viele Hinweise und Tipps, mit denen Sie auch ohne "abschalten" keine Sorge vor einem "Burnout" haben müssen,  erhalten Sie in meinem Hörbuch "Mit Stress zur Spitzenleistung". Tipps, die es Ihnen erlauben, Ihre Aufgaben souverän zu meistern und den Stress eines erfüllten Lebens in vollen Zügen zu genießen.