Einen gesunden Umgang mit Niederlagen zu erlernen ist ein zentraler Bestandteil einer guten Persönlichkeitsentwicklung. Doch immer mehr Menschen, insbesondere Kindern und Jugendlichen, fällt dies unendlich schwer. Ein Impulstag für den gesunden Umgang mit Niederlagen könnte da hilfreiche Unterstützung bieten.
Enttäuschung bei den Bundesjugendspielen
Vor einigen Tagen hat eine Mutter ein Online-Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele gestartet und in kürzester Zeit über 10‘000 Unterschriften gesammelt. Die Bundesjugendspiele seien nicht mehr zeitgemäß und der starke Wettkampfcharakter würde bei vielen Schülern zum Gefühl führen, vor der Peergroup gedemütigt zu werden.
Ein fatales Signal
Klar, dieses Gefühl kann aufkommen. Aber es gehört zu den Kardinalaufgaben des Lebens, damit klarzukommen und solche Gefühle zu überwinden. Und genau deshalb ist das Signal, das die Mutter setzt, fatal. Es besteht nämlich darin, dass sie dem Kind die Botschaft übermittelt, dass das Gefühl selbst etwas grundsätzlich schlechtes ist und gleichzeitig, dass das Kind niemals in der Lage sein kann, den Sieg über solch ein Gefühl davonzutragen. Damit verhindert sie, dass es in seiner Persönlichkeit wachsen kann und manifestiert eine Vermeidungsstrategie, die leider viele Menschen angesichts möglicher Niederlagen haben. Damit ist der Same für geringes Selbstbewusstsein und Ängste vor allen möglichen, auch alltäglichen, Problemen gelegt. Die Online-Petition erreicht damit genau das Gegenteil, was wohl die meisten, die sie unterschrieben, beabsichtigt haben.
Niederlagen sind der Dünger für spätere Erfolge
In der Grundschule und auch später war Sport eines meiner schwächsten Fächer. Ich hatte zwar eine gute Lunge und war sogar mal Klassenmeister über 1000m Finnenbahn. Aber überall wo es auch nur ein bisschen auf Technik ankam, war ich ein glatter Ausfall. Im Fußball sowieso und meine Leistungen beim Weitwurf oder beim Hochsprung waren an Lächerlichkeit nur schwer zu überbieten. Entsprechende Schulwettkämpfe haben mir natürlich nur wenig gefallen.
Trotzdem haben sie mir gut getan, sehr gut sogar. Ich habe dabei früh gelernt, dass Niederlagen und Enttäuschungen zum Leben dazugehören. Und mehr als das. Mit den Jahren habe ich immer mehr begriffen, dass großen Siegen fast immer entsprechende Niederlagen vorausgehen. Sie sind sozusagen der „Dünger“ für spätere Erfolge, ob im Sport oder anderswo.
Wir zahlen einen hohen Preis
Die Reaktion der Mutter auf ihr Kind, das weinend mit „nur“ einer Teilnehmerurkunde von den Bundesjugendspielen nach Hause kam, war so typisch für unsere Zeit, wie sie gefährlich ist. Typisch ist sie, weil es immer mehr Menschen gibt, die (über)große Schwierigkeiten haben, mit Niederlagen aller Art umzugehen; und wenn sie Kinder haben, dann sind sie natürlich auch nicht in der Lage, diesen zu helfen, auf eine gesunde Weise deren eigene Enttäuschungen, wie z.B. eine nicht erhaltene Urkunde bei den Bundesjugendspielen, zu verarbeiten.
Gefährlich ist diese Haltung, weil sie einen Rattenschwanz von gesundheitlichen und psychosozialen Problemen nach sich zieht. Menschen, die kaum in der Lage sind, auch nur „normale“ Enttäuschungen, wie sie zu jedem Leben dazugehören, zu verarbeiten, füllen nicht nur die Wartezimmer von Psychologen und Psychiatern. Auch die „Flucht in die Sucht“ hat an dieser Stelle eine wesentliche Ursache.
In der Schule fängt es an
Diese Schwierigkeiten, die eine immer größer werdende Zahl von Menschen betreffen, verlangen ein starkes Gegensteuer. Ein Gegensteuer, das schon in den Schulen ansetzt, dem Ort wo die Angst vor Niederlagen für viele einen ersten Höhepunkt erreicht und für Millionen gleich fürs ganze Leben manifestiert wird. Besonders deutlich wird das bei der Angst vor Referaten, die viele Menschen auch danach nie verlieren.
Und natürlich, manche Dinge gehen auch schief, richtig schief. Die „5“ auf dem Zeugnis kann nicht schön geredet werden, die nicht geschaffte Versetzung schon gar nicht. Danach ist die einzige Art, um mit Situationen umzugehen, die einen Misserfolg gebracht haben… für viele die konsequente Vermeidung solcher Situationen.
Gegensteuer geben
Neben dem eingangs erwähnten Zusammenhang, dass viele psychische Gesundheitsprobleme darin ihre Ursache haben, dass große Gruppen von Menschen nicht gelernt haben, mit ihren Niederlagen und Enttäuschungen auf eine positive und lösungsorientierte Art umzugehen, gibt es sicher noch viele weitere Gründe, um an dieser Stelle massiv Gegensteuer zu geben. Gründe, die mindestens so stark sind, wie die für jede „Keine Macht den Drogen“-, Aids-, Anti-Raucher und sonstige Kampagne, die es in den vergangenen Jahren gab.
Ein Impulstag für den Umgang mit Niederlagen und Enttäuschungen
Ich habe deshalb eine Online-Petition an die Kultusministerkonferenz gestartet, mit dem Ziel, dass an den Schulen ein Impulstag für den Umgang mit Niederlagen und Enttäuschungen initiiert wird. An solch einem Impulstag könnten z.B. bekannte Sportler eingeladen werden, die nicht über ihre großen Erfolge berichten, sondern darüber, wie sie mit ihren größten Niederlagen fertiggeworden sind. Auch andere Prominente wie Schauspieler, Sänger etc. könnten dafür gewonnen werden. Gleichzeitig könnten viele weitere Aktionen durchgeführt werden, Preise für die größten Verbesserer in einzelnen Fächern ausgelobt werden etc. Alles mit dem Ziel verbunden, dass die Schüler neuen Mut fassen und langfristig eine neue Mentalität entwickeln, um mit Niederlagen und Enttäuschungen auf eine gute Weise umgehen zu können.
Dass auch Sie den Stress von Niederlagen wie sie zu jedem Leben gehören, kraftvoll meistern, wünscht Ihnen,
Ihr Markus Frey, Life-Coach, Köln
info@stressfrey.de
PS Hier finden Sie den Link zur Online-Petition
Hilfreich!