Irgendeiner hat es in den Raum gestellt und einer sagt’s dem anderen nach: die Digitalisierung verschärft den Stress massiv und greift unsere Gesundheit an. Aber ist das wirklich so? Aus meiner persönlichen Erfahrung und unzähligen Gesprächen in Coachings, bei Seminaren und anderen Veranstaltungen geht mein Verdacht in eine ganz andere Richtung.
Eigentlich müsste die Digitalisierung den Stress reduzieren…
Eigentlich müsste man ja meinen, dass die Digitalisierung den Stress reduziert. Sie hilft, vorhandene Arbeit, schneller, präziser und mit einer geringeren Fehlerquote zu erledigen. Kommunikationswege sowohl im Betrieb als auch zwischen Anbieter und Kunden werden vereinfacht, Arbeitsprozesse auch und, und, und. Und trotzdem gaben zum Beispiel in einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes vom Mai 2017 54% der Befragten an, dass die Arbeitsmenge zugenommen hätte, 60% klagten über Zeitdruck.
Was läuft falsch?
Natürlich ist es immer möglich, eingesparte Zeit mit neuer Arbeit aufzufüllen oder die für die Aufgabe zur Verfügung stehende Zeit zu reduzieren. Wenn dann noch das Zeitsparpotential eines neuen Prozesses aus der digitalisierten Welt generell immer einen Tick überschätzt wird, ist eine Erhöhung des Stresslevels in der Tat nicht mehr sehr weit.
Ein Mensch ist keine Maschine
Bei der Berechnung des Zeitaufwandes für einen bestimmten Arbeitsprozess betrachtet man den „Faktor Mensch“ häufig nicht wesentlich anders als eine Maschine. Doch die quantitative und auch qualitative Leistungsfähigkeit eines Menschen (jedes Menschen!) ist begrenzt. Wenn wir diese Begrenzung nicht mit in den Blick nehmen, geht es schief. Und zwar nicht „nur“ für die Gesundheit des Direktbetroffenen, sondern auch für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.
Fazit: nicht die Digitalisierung ist das Problem!
Das Problem ist also nicht die Digitalisierung. Dieses besteht vielmehr in einer qualitativ mangelhaften Arbeitsplanung unter Berücksichtigung aller wesentlichen Faktoren! Und „wesentliche Faktoren“ sind eben nicht nur Kunden-, Lieferanten- und Vorgesetztenwünsche. Dazu gehören auch Gesundheits- und Produktivitätsfaktoren, die beide(!) auch bedeutende Faktoren für das wirtschaftliche Ergebnis eines Betriebes sind.
Markus Frey, LifeCoach, Köln
info(ät)stressfrey.de
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