We love footballAm vergangenen Samstag war es vier Jahre her, seit die Nachricht über den Tod von Robert Enke nicht nur die Fußballwelt erschütterte. Ich selber habe an jenem Abend ein Referat bei einem Businesstreffen gehalten und die Nachricht im Radio gehört, unmittelbar nachdem ich ins Auto gestiegen bin. Es hat mich danach sehr bewegt, als mir bewusst geworden ist, dass ich in den Minuten von Enkes Tod mit einem Geschäftsmann, der stark im Handball engagiert war, über die Vision eines Konzeptes gesprochen habe, das es ermöglichen sollte, primär ehemalige Spitzensportler so zu schulen, dass sie als Betreuer und Ansprechpartner für aktive Spitzensportler eingesetzt werden können. Nicht als Trainer, sondern als Mentoren, die Unterstützung bei unterschiedlichen Lebensproblemen bieten, bei denen Spitzensportler oft alleine gelassen sind.

Leider muss ich heute sagen, dass ich dieses Projekt (mit dem eine wissenschaftliche Begleitung im Rahmen einer Doktorarbeit vorgesehen war) aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter verfolgen konnte. Doch was mich noch weit mehr bewegt, als ein ab- (unter-?)brochenes Promotionsverfahren ist die Frage, wie es heute mit eben dieser Unterstützung von Spitzensportlern aussieht.

Sicher, in einigen Bereichen hat sich manches verbessert, z.B. bei der sportmedizinischen Betreuung und zumindest teilweise auch bei der Vereinbarkeit von sportlicher Karriere mit Aus- bzw. Weiterbildung. Aber wie sieht es in anderen Bereichen aus? Und wie gehen wir als Sportler und Trainer miteinander um, wenn jemand verletzt oder krank ist, gerade auch über längere Zeit?

Einiges stimmt mich sicher optimistisch. Zum Beispiel ist die Offenheit über psychische Probleme auch im Hochleistungssport zu sprechen, seit jenem tragischen Tag im November 2009 sicher gestiegen. Auch Berichte über die eine oder andere Solidaritätsaktion mit langzeitverletzten Spielern gehören dazu. Andere Berichte stimmen mich weniger hoffnungsfroh und ich denke, es gibt nach wie vor eine Menge zu tun.

Doch wir müssen nicht darauf warten, dass „die Gesellschaft“ oder auch nur „die Welt“ des Hochleistungssports sich ändert. Ich glaube wir alle, ob als Sportler, als Schiedsrichter, Trainer, Funktionär oder Journalist, können, jeder für sich, schon eine Menge tun, damit eben diese Welt des Hochleistungssports eine menschlicheres Antlitz bekommt. Das ist auch in einem hochgradig leistungsorientierten Umfeld möglich, meint Ihr nicht auch?

In diesem Sinne,

Ihr/Euer Markus Frey
stressfrey(at)gmail.com